Belarus. Portraits von Dorfmenschen.
Aus dem Fotoprojekt über die zurückgelassenen und aussterbenden Dörfer in Belarus (Weißrußland).
Mit Unterstützung von Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst.
Sie wurden vor dem Krieg geboren und gingen an die Front, wurden verwundet, gefangen genommen oder verschleppt.
Sie wurden während des Krieges geboren und wuchsen ohne Mütter und ohne Väter auf. Ohne Elternliebe, Geborgenheit, hungernd und frierend und sie erfuhren eine unbeschwerte Kindheit nie.
Sie wurden nach dem Krieg geboren, hatten aber auch keine Kindheit.
Sie lebten und waren glücklich, litten und trauerten, sie liebten und hassten, verwünschten Einige und beteten für die Anderen; sie bauten ihr Land auf, brachten Kinder zur Welt und halfen ihnen auf die Beine.
Sie überwanden alle Schwierigkeiten, die ihnen und ihrem Land, ihrem Dorf zugestoßenen waren.
Sie sahen und erlebten vieles – das erkennt man in ihren müden Augen auf den einfachen Gesichtern. Und sie arbeiteten … Sie arbeiteten bereits als Kinder und dann ihr Leben lang, arbeiteten viel und hart – das erkennt man an ihren groben, faltigen Händen mit knorrigen Fingern.
Sie – einfache Dorfbewohner Weißrusslands, die Generation aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der Staat und die Zeit schonten und verwöhnten sie nicht, deswegen konnten sie viel aushalten und beklagten sich nie. Sie hatten oft keine Möglichkeit und keine Zeit zum Lernen, aber sie lernten alles mit eigenen Händen zu machen.
Sie haben es geschafft – deswegen gibt es uns.
Das 20. Jahrhundert ist vorbei und seine Generation geht auch. In dieser fotografischen Serie – Portraits der Bewohner einiger weißrussischer Dörfer: einfache Leute, Bauern, Milchmädchen, die in ihrer Umgebung festgehalten wurden. Gesichter dieser Menschen – ein kleiner Teil des Gesamtbildes Weißrusslands der vergangenen Epoche.